Archiv der Kategorie: vom Sehen

Tony Stark, der Playboy – Natascha Romanoff, die Schlampe

Das Internet ist mal wieder auf dem Kriegspfad: Weil die Schwarze Witwe im neuen Avengers-Film so schlecht wegkommt, ist die Netzgemeinde sauer und lässt ihren Frust an Regisseur Joss Whedon aus; Todesdrohungen inklusive. Wie nicht anders zu erwarten war, steht jetzt der Shitstorm im Fokus und nicht mehr das eigentliche Problem: dass das Marvel-Kino-Universum von sexistischer Kackscheiße durchdrungen ist. Tony Stark, der Playboy – Natascha Romanoff, die Schlampe weiterlesen

Die ersten Worte einer KI

Als ich neulich Transcendence sah, fiel mir etwas auf. Nachdem Johnny Depp aka Dr. Will Caster gestorben ist, versucht sein Bewusstsein, dass vorher in einen Computer hochgeladen wurde, mit den Menschen vor dem Bildschirm Kontakt aufzunehmen. Seine ersten Worte lauten: „Ist da jemand?“

Transcendence - is anyone there

Interessanterweise sind das genau dieselben Worte, mit denen der Kontakt zwischen der Künstlichen Intelligenz Sky und seinem Schöpfer in meiner Twitter-Kurzgeschichte Corporation Square beginnt.

Daraufhin fragte ich mich, wie wohl die ersten Worte anderer KIs und Computerwesen aus Film, Literatur etc. lauten. Sind sie alle gleich? Falls nicht, sind sie dann banal, pragmatisch oder gar poetisch?

Hier sind ein paar Fundstücke meiner Recherche:

Quando il gioco è finito, il re e il pedone vanno nella stessa scatola.

Cortana aus dem Spiel Halo. Die Übersetzung lautet: „Wenn das Spiel vorbei ist, landen König und Bauer in der gleichen Schachtel.“

Excuse me, Frank.

–HAL aus 2001: A Space Odyssey. Es handelt sich um HALs erste Worte im Film, nicht seine ersten überhaupt (sind diese überliefert?).

ball ball

The Child Machine, ein reales KI-Experiment

Schalt mich ab.

–THOM aus dieser unbetitelten Kurzgeschichte (englisch). Auch hier sind es nicht exakt die ersten Worte der KI, aber da „Turn me off“ der Aufhänger für die gesamte Geschichte ist, zählt es irgendwie doch.

Ich mag deinen Boden.

–David aus A.I.: Artificial Intelligence

Guten Morgen, Colonel Tooke. Hier spricht Athena. Ich bin bereit für meine erste Lektion.

–Athena aus Arthur C. Clarkes Roman Sunstorm

Bei diversen Künstlichen Intelligenzen habe ich keine Möglichkeit zum Nachschauen. Was sind z.B. die ersten Worte von Bombe Nr. 20 aus „Dark Star“? Von Nummer 5 aus „Nummer 5 lebt“? Data aus Star Trek? GLaDOS aus Portal? So viele Fragen…

(Bildquelle: Screenshot von „Transcendence“ / Warner Bros.)

Über das Selbstverständnis der deutschen Buchbranche

Mit der Buchbranche ist es ein bisschen wie mit Barack Obama: Eigentlich stehen sie beide für Dinge, die meinen eigenen Ansichten entsprechen, und in einer perfekten Welt wäre ich ihr glühender Verteidiger. In der Realität hingegen verfolgen beide, der Chef der USA und die Chefs des deutschen Buchmarktes, eine falsche Politik und verteigen sie darüber hinaus mit windigen Argumenten. Wenn ich Obama oder die Buchbranche doch einmal verteidige, dann nie mit Leidenschaft, sondern höchstens aus Pflichtgefühl.

Neulich lief auf Arte die Dokumentation Storyseller, die beleuchtete, „wie Amazon den Buchmarkt aufmischt“. Der Untertitel ist nicht übertrieben: Amazon kann 75 Prozent aller Buchverkäufe für sich verbuchen, ist mit dem Kindle Marktführer bei E-Books und bietet außerdem eine elektronische Publishing-Plattform an, auf der Autoren 70 Prozent pro verkauftem Buch verdienen anstatt der üblichen acht.

Wie Amazon tiefer und tiefer in den etablierten Buchmarkt vorstößt, ist hochinteressant. Noch bemerkenswerter allerdings fand ich, wie die bisherigen Platzhirsche – Verleger, Agenten, Buchhändler – mit der Konkurrenz durch Amazon umgehen. Im Folgenden präsentiere ich einige O-Töne aus dem Film und meine Gedanken dazu. Über das Selbstverständnis der deutschen Buchbranche weiterlesen

Wie ich einmal versuchte, einen Film legal herunterzuladen

Auf meinem PC lief lange Zeit Windows, und zwar bis zu dem Tag, an dem mir klar wurde, dass ich mich entweder weiter in Diablo 2 verbeißen oder für mein Vordiplom lernen konnte, aber nicht beides. Kurzerhand schmiss ich Windows samt Diablo von der Festplatte und installierte meine erste Linux-Distribution (es war Mandrake Linux). Ich trauerte Windows eine Weile nach, aber irgendwann hatte ich mich umgewöhnt und erkannte, dass Linux nicht nur frei und quelloffen, sondern vor allem sicherer ist und dass es alle Aufgaben, die Windows erfüllt, genausogut erledigt, wenn nicht besser.

Das heißt: nicht alle Aufgaben. Zwei Ausnahmen gibt es, in denen Linux Windows unterlegen ist, und in beiden Fällen sind die Gründe nicht technischer Natur. Stattdessen geht es wie immer um Geld, Politik und Beharrungskräfte. Wie ich einmal versuchte, einen Film legal herunterzuladen weiterlesen

Google Glass ohne Gardinen

Nicht weit von uns im Westen,
ja da liegt ein kleines Land,
das ich immer, wenn ich da war,
ziemlich überzeugend fand.
Ein Land mit alten Windmühlen
und mit netten kleinen Städten,
mit Bami, Vla, Frikandeln
und frittierten Fleischkroketten.

So heißt es im Lied „Holland“ von der großartigen Band „Joint Venture“. Mich persönlich hat dagegen eine Sache in den Niederlanden mehr irritiert als Bami, Vla und Frikandeln zusammen. Die Rede ist von den gardinenlosen Fenstern.

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Porno-Chic und Fast-Food-Werbung

Vor etwa einer Woche nahm sich der Regisseur Tony Scott (Top Gun) das Leben. Ebenfalls vor einer Woche sah ich im amerikanischen Fernsehen Werbung für Fast-Food-Restaurants. Diese Werbespots erinnerten mich nicht nur an Scotts Filme, sondern riefen in mir auch Assoziationen zu Pornografie wach.

Nehmen wir zum Beispiel den obigen Werbespot. Darin wird das Essen in einer Weise inszeniert, die viele Ähnlichkeiten mit jener Hochglanzästhetik aufweist, wie sie (unter anderem) in der Pornografie üblich ist. Bei 0:18 geht es los: Das Licht ist perfekt und bringt übernatürlich satte Farben hervor. Jede einzelne Oberfläche ist makellos. Die Hähnchenstücke werden spielerisch durch die Gegend geworfen oder dampfen, so heiß sind sie. Die Kamera fährt langsam und genüsslich über die leckersten Stellen, damit wir sie in Großaufnahme bewundern können.

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