Archiv der Kategorie: Politisches

Leben in Zeiten von PRISM

Vor anderthalb Jahren habe ich einen Roman über staatliche Datensammelwut und Verfolgungswahn geschrieben. Seitdem sind zwei Dinge geschehen:

1. Edward Snowden hat enthüllt, dass die amerikanische NSA und weitere Geheimdienste weltweit Internetnutzer ausspionieren.

2. Ich lebe für eine Weile in den USA. Ja, genau: Ich wohne im Land mit dem größten Datenhunger aller Zeiten.

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Michael Endes Albtraum (Update)

In seinem Roman Momo schreibt Michael Ende von den Grauen Herren. Das sind gut, aber recht fantasielos gekleidete Leute, die den Menschen die Zeit wegnehmen. In der Welt der Grauen Herren spielen grau in grau gekleidete Kinder „Lochkarte“ und haben wenig Spaß. Das Ganze ist natürlich eine Metapher auf die Leistungsgesellschaft und die Tatsache, dass sich der Wert der Fantasie nicht mit Geld beziffern lässt. 40 Jahre später lässt sich sagen, dass sich Ende in einer Sache geirrt hat: Statt einfarbig grau kommt die Fantasielosigkeit heute quietschbunt daher.

Beweisstück A: „Animal Crossing: New Leaf“. Michael Endes Albtraum (Update) weiterlesen

Nach den Bomben von Boston

Gestern explodierten zwei Bomben nahe der Ziellinie des Boston Marathon. Über Täter und Hintergründe ist bislang nichts bekannt. Für mich ist es das erste Mal, dass ich mich tatsächlich in der Stadt oder auch nur dem Land aufhalte, in dem der Bombenanschlag aus den Nachrichten stattgefunden hat. (Das mit dem Land ist nicht ganz richtig, aber 1986 interessierte ich mich noch nicht für so etwas.)

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Der amerikanische Traum und das kurze Streichholz

Um wieder einmal etwas zu tun, was ich noch nie zuvor getan habe, schaute ich mir am vergangenen Sonntag den Super Bowl an, das Endspiel im American Football. In den USA ist es eins der wichtigsten Ereignisse überhaupt, vergleichbar am ehesten mit dem Finale der Fußball-WM unter deutscher Beteiligung. Trotz meiner Regelverständnisschwierigkeiten, der pausenlosen Werbeunterbrechungen und eines halbstündigen Stromausfalls im Stadion war es ein spannendes und unterhaltsames Spiel. Dennoch verspürte ich den ganzen Abend lang eine leise Irritation. Irgendetwas an der Fernsehübertragung störte mich. Erst am nächsten Tag konnte ich den Finger darauf legen. Der amerikanische Traum und das kurze Streichholz weiterlesen

Mysogynie im Internet

Das Internet – unendliche Weiten. Es macht mir die Arbeit so viel leichter (Recherche) und so viel schwerer (Prokrastination). Es birgt ungeahnte Gefahren, zum Beispiel Schadprogramme, Regel 34 und Shitstorms. Von letzteren bin ich bislang zum Glück verschont geblieben, und falls mich je einer treffen sollte, biete ich immerhin einen Angriffspunkt weniger als viele andere – ich bin keine Frau.

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Wahrheitsmonopole in Zeiten des Internets

Neulich stieß ich über /r/atheism auf einen Text, der mich über die Vergangenheit und Zukunft von Religion nachdenken ließ. Es handelt sich um den Erfahrungsbericht eines US-Amerikaners, der einer Frau wegen zum (christlichen) Glauben fand. Er lernte in ihrer Kirche neue Freunde kennen und war eine Zeitlang in seiner neuen Religionsgemeinschaft glücklich. Offen gesteht er, wie gut sich der Glaube anfühlte: Wahrheitsmonopole in Zeiten des Internets weiterlesen