Archiv der Kategorie: vom Schreiben

Kostenlos, aber (hoffentlich) nicht umsonst

In den vergangenen Wochen war das E-Book zu meinem Roman Amoralisch als kostenloser Download verfügbar. Warum ich das gemacht habe, erläutere ich hier. Jetzt ist die Aktion zu Ende – Zeit für eine Rückschau. Wie gut kam die Sache an? Bin ich zufrieden?

Zunächst eine Zahl: Insgesamt wurde das E-Book 1.507 mal heruntergeladen. Mein Kommentar dazu: Wow. Wobei das allerdings nicht bedeutet, dass jetzt 1.507 Personen das Buch auf ihrer Festplatte haben.  Kostenlos, aber (hoffentlich) nicht umsonst weiterlesen

Warum ich „Amoralisch“ kostenlos hergebe

In letzter Zeit höre ich häufig zwei verschiedene Fragen. Nummer eins: Haben Sie einen Moment Zeit für einen guten Zweck? (Ich schwöre, die Leute mit den Klemmbrettern sehen von Weitem, dass ich leichte Beute bin.) Und Frage Nummer zwei: Warum verschenkst du eigentlich das E-Book zu deinem Roman Amoralisch?

Ich gebe zu, es klingt merkwürdig. Warum ich „Amoralisch“ kostenlos hergebe weiterlesen

Die Form der Wolken über der See

Vor mehreren Jahren las ich in einem Interview einen unscheinbaren Satz. Siegfried Lenz erzählte, wie er an seiner Novelle Schweigeminute schrieb und ihm die genaue Form der Wolken über der Küste nicht einfallen wollte. Also fuhr er ans Meer, um ausgiebig den Himmel zu betrachten. Erst danach war er in der Lage, den Text fortzusetzen.

Ich bewundere seinen Drang, die Dinge so zu schildern, wie sie wirklich sind. Niemand hätte es gemerkt, wenn Lenz sich die Wolkenform einfach ausgedacht hätte, aber damit gab er sich nicht zufrieden.

Heute ist Lenz gestorben. Seine Bücher bleiben uns zum Glück erhalten.

(Foto von flickr-Nutzer WalliNet)

Ein Ratschlag

Ich wurde heute um Rat gefragt: Jemand hatte den ersten eigenen Text an drei Testleser weitergegeben, und „die Kritik war vernichtend“. In der Quintessenz lautete die Frage, ob er/sie aufgeben sollte. Hier ist meine Antwort im vollen Wortlaut.

Mist. Vernichtende Kritik ist eine hässliche Sache, selbst (gerade) dann, wenn sie berechtigt ist. Umso schöner ist es, dass du offenbar nicht aufgibst, sondern versuchst, ein besserer Autor zu werden. Das ist die richtige Geisteshaltung :-)

Randnotiz: Es spricht für deine Testleser, dass sie deinen Text nicht der Höflichkeit wegen „ganz, ganz toll“ finden, sondern dass sie dir eine ehrliche Rückmeldung geben. Du solltest sie dir warmhalten.

Bevor du weiterliest: Denk bitte dran, dass es keinen richtigen und falschen Weg gibt, um Autor zu werden. Ich helfe dir gerne mit Tipps und Ratschlägen weiter, aber jeder, der schreiben will, muss seinen eigenen Weg finden. Es ist gut möglich, dass ich dich oder deine Situation falsch einschätze und dich falsch berate, oder dass ich dir etwas vorschlage, was mir geholfen hat, für dich aber kontraproduktiv wäre. Bitte nimm nichts von dem, was ich sage, für der Weisheit letzten Schluss. Es gibt nur eine/n, der/die weiß, was für dich richtig ist, und ich bin es nicht.

OK, dann ab in medias res:

Ich rate dir davon ab, dein Manuskript weiter zu verteilen. Wenn drei Leute unabhängig voneinander keinen Spaß daran haben, wird es dem vierten oder vierzigsten Leser wahrscheinlich genauso gehen. Abgesehen davon sind Literaturprofis von Berufs wegen noch kritischer als „gewöhnliche“ Leser, und mit Kritik halten sie noch weniger hinter dem Berg.

Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich dein jetziges Manuskript ins Verzeichnis „gescheiterte Projekte“ schieben und etwas Neues versuchen. Das muss nicht gleich morgen sein – manchmal ist es gut, eine Schreibpause zu machen. In der Zwischenzeit könntest du dich ein wenig mit dem Handwerkszeug beschäftigen. Die nüchterne Wahrheit ist nämlich, dass Schreiben zum größten Teil Handwerk ist – und Handwerk kann man erlernen.

Du könntest z.B. Bücher von verschiedenen Autoren lesen, die du magst, am besten aus dem Genre, in dem du selbst schreiben möchtest. Gut geeignet sind Bücher, die du schon kennst. Achte beim Lesen darauf, wie unterschiedliche Autoren die typischen Probleme lösen, vor denen jeder von uns steht: wie sie ihre Figuren aufbauen, wie sie Atmosphäre und Spannung erzeugen, wie sie Wiederholungen vermeiden usw. Kurz gesagt: Lerne von anderen. Wir kochen alle nur mit Wasser, und es gibt einen Haufen Tricks und Rezepte, die zu kennen das Schreiben einfacher macht. Ich persönlich habe viele dieser Tricks in Büchern über das Schreiben gefunden; einige Titel habe ich im AMA genannt.

Dann, wenn du ein bisschen Abstand gewonnen hast, schreib einen neuen Text, einen, der nichts mit deinem vorigen Text zu tun hat. (Diesen hebst du auf, bis du Bestsellerautor bist und deinen eigenen Schreibratgeber veröffentlichst. :-) Es kann helfen, es nicht gleich mit einem ganzen Roman zu versuchen, sondern erst einmal mit ein oder zwei Kapiteln, oder mit einer Kurzgeschichte. So hast du schneller ein vorzeigbares Ergebnis, und deine Testleser werden es dir danken, dass sie weniger Zeit dafür aufwenden müssen. Wenn ihnen der neue Text gefällt, werden sie schon von allein nach mehr fragen.

Soviel fürs Erste. Wie gesagt, das sind alles nur Vorschläge. Letzten Endes gibt es nur dich und die leere Seite. Niemand redet dir beim Schreiben hinein – das ist das Großartige daran, und auch das Schreckliche. Wenn du damit klarkommst, dann kannst du auch mit allen anderen Hindernissen des Autorendaseins klarkommen.

Nur Mut!