Im Mai starb William Zinsser („Schreiben wie ein Schriftsteller“). In Deutschland kannte ihn kaum jemand, doch im englischsprachigen Raum ist sein Buch „On Writing Well“ eines der bekanntesten Werke darüber, wie man gute Sachtexte schreibt. Zinssers Ratschläge sind nicht nur für Journalisten und Sachbuchautoren interessant, sondern auch für alle, die Belletristik schreiben – denn wer gute Sachtexte schreiben kann, der hat das Handwerkzeug für Belletristik schon parat (und umgekehrt).
Anlässlich seines Todes hat OpenCulture.com einige von Zinssers vielen Tipps zusammengestellt, wie man besser schreibt. Ich habe mir erlaubt, sie ins Deutsche zu übersetzen.
Zinsser legte Wert auf Einfachheit und Effizienz, aber auch auf Stil und Begeisterung. Hier sind zehn seiner vielen Tipps, um besser zu schreiben.
- Wähle nicht aus Faulheit das falsche Wort: „Um als Autor deinen Stil zu finden, brauchst du Respekt vor Wörtern und eine fast manische Neugier, was die Nuancen ihrer Bedeutung angeht. Die englische Sprache ist (ebenso wie die deutsche, Anm. d. Ü.) reich an starken und geschmeidigen Worten. Nimm dir Zeit, um herumzustöbern und die zu finden, die du suchst.“
- Vermeide dagegen Fachchinesisch und aufgeblasene Wörter: „Klares Denken wird zu klarem Text; das eine kann nicht ohne das andere existieren. Ein schwammiger Denker wird niemals gutes Englisch schreiben.“
- Schreiben ist harte Arbeit: „Ein guter Satz ist kein Zufall. Die wenigsten Sätze sind im ersten Anlauf gut, oder im dritten. Vergiss das nicht, wenn du verzweifelst. Wenn dir Schreiben schwierig vorkommt, liegt es daran, dass es schwierig ist.“
- Schreibe in der ersten Person: „Schreiben ist ein intimer Akt zwischen zwei Menschen, der auf Papier stattfindet. Er funktioniert im selben Maße, wie er seine Menschlichkeit bewahrt.“
- Und je mehr du in der ersten Person schreibst und dir selber treu bleibst, umso eher wirst du deinen Stil finden: „Wer sich selber hergibt, dessen Thema verliert seinen Reiz. Glaube an dich und an deine Meinungen. Schreiben ist eine egoistische Handlung, und das solltest du auch zugeben.“
- Frage nicht nach deinem Publikum – dein Publikum bist du: „Du schreibst vor allem für dich selbst. Wenn du so schreibst, dass es dir Freude macht, wirst du auch die Leser unterhalten, für die es sich zu schreiben lohnt.“
- Lies die Meister und deine Zeitgenossen:“ Schreiben lernt man durch Nachahmen. Wenn jemand mich fragte, wie ich zu schreiben gelernt habe, würde ich sagen: Ich habe die Autoren und Autorinnen gelesen, die so schreiben, wie ich gerne schreiben wollte und habe versucht herauszufinden, wie sie es machen.“
- Der Thesaurus ist dein Freund: „Der Thesaurus ist für den Autor wie das Reimlexikon für den Liedtexter – ein Nachschlagewerk der Möglichkeiten –, und du solltest dankbar dafür sein. Und wenn du Lausbub und Taugenichts gefunden hast und wissen willst, was die beiden unterscheidet, dann verwende das Lexikon.
- Lies alles, was du geschrieben hast, laut vor, um Rhythmus und Stimme zu überprüfen: „Gute Prosaautoren müssen auch Dichter sein und hören, was sie schreiben.“
- Und glaube nicht, dass du jemals ein umfassendes Werk schreiben wirst: „Entscheide dich für einen Aspekt deines Themas und handle ihn gut ab. Sei zufrieden und belasse es dabei.“
Zu guter Letzt: Als jemand, der es nicht ertragen konnte, das Wort „einzigartig“ eingeschränkt zu sehen, hatte Zinsser Folgendes zu sagen: „… ‚eher einzigartig‘ zu sein ergibt genauso viel Sinn, wie ‚eher schwanger‘ zu sein.“
Apropos: Autor Tom Hillenbrand („Drohnenland“) hat in seinem Blog ebenfalls zehn Schreibtipps zusammengestellt.